Aus philosophischer Sicht lädt die Positive Psychologie natürlich besonders gut zu methodologischen Überlegungen ein. Dieser Umstand trifft auf ein zunehmendes Interesse daran, einen Naturalismus zu beschreiben, der sozialphilosophisch und psychologisch sinnvoll ist. Über verschiedene Bemühungen in diese Richtung habe ich in der Vergangenheit schon berichtet.
In der Tidsskrift for Norsk Psykologforening, 42/10, 2005, 885-896 untersuchen Ingvild S. Jørgensen und Hilde Eileen Nafstad philosophische und epistemologische Grundlagen der Positiven Psychologie: “Positive Psychology: Historical, Philosophical, and Epistemological Perspectives“. Sie sehen die Positive Psychologie in einem weiteren Sinn in der Tradition der eudämonistischen Sozialphilosophie der Griechen, und insbesondere in psychologischer Hinsicht durch die Entwicklungstheorie des Charakters bei Aristoteles inspiriert.
Es bietet sich an, diese aristotelische Entwicklungsperspektive in einem naturalistischen Rahmen anzuwenden. Dazu ein paar Hinweise:
Einen Überblick über den Naturalismus findet man z.B. bei Gerhard Vollmer: “Auf der Suche nach der Ordnung” und in der leider vergriffenen, aber hervorragenden Textsammlung “Naturalismus” von Geert Keil und Herbert Schnädelbach. Keils kritischen Aufsatz “Naturalismus und Intentionalität” findet man hier.
Der Naturalismus ist selbst umstritten, und in der Debatte streitet man unter anderem um das, was Karl Popper das Demarkationsproblem genannt hat: was ist noch Wissenschaft, und was nicht? (Astrologie etc.) Massimo Pigliucci und Maarten Boudry haben 2013 eine aktuelle Aufsatzsammlung dazu herausgegeben: Philosophy of Pseudoscience: Reconsidering The Demarcation Problem.
Pigliucci (CUNY) ist bekannt als Kritiker von Pseudowissenschaften (Kreationismus …) einerseits, und Szientismus andererseits. In seinem Buch “Answers for Aristotle: How Science and Philosophy Can Lead Us to a More Meaningful Life” plädiert er dafür, naturwissenschaftliche und philosophische Methoden zu kombinieren.
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